2001, das erste Mandat als Museologin und Szenografin in Schloss Laubach.

18 Generationen, 500 Jahre lebt die gräfliche Familie im Schloss. Ein verschwindend geringes Budget und eine lebendige Familie, die unserem jungen Büro freie Hand zur Gestaltung anbot. Die Aufforderung zu einer ungewöhnlichen Umsetzung.

Die baulichen Ursprünge reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück, Fragmente der Renaissancemalerei und Grotesken an den tragenden Säulen zeugen davon. Kalte Gemäuer – eine vernietete Tür zwischen ehemaligem Gesindezimmer und Herrensaal fällt laut ins Schloss – kein Schlüssel! Diese und andere atmosphärische Raumwahrnehmungen verführten zu einem Konzept, das Leben der Laubacher Graugrafen auch in seinen Anfängen zu erzählen. Keine Vitrinen, keine Texte, keine Heizung, wenig ergänzendes Licht, das alles erzeugt Spannung. Mehr Räumlichkeit als Exponate stellen in surrealer Szenografie Fragen an das Publikum: Warum stehen alle Stühle um die Tafel schräg oder drohen umzufallen? (Gedeckte Tische lassen assoziieren, dass Gäste an den Tisch kommen werden, Fakt ist, diese Gäste sind schon lange gegangen und haben entsprechend damaliger Tischsitten auch nicht aufgeräumt). Was macht der Schwan auf der Tafel? (Der barocke Parkvogel wurde sowohl als Behältnis für Speisen genutzt wie auch verzehrt).  Ein Stofffetzen wie ein Schatz in der beleuchteten Vitrine? (Vermutlich ein Teilstück des Sargtuches der heiligen Elisabeth, das auf unbekannten Wegen in das Schloss Laubach fand). Tierspuren am Boden (Die Grafen lebten auch vom Wald und von der Jagd). Was bedeuten Grotesken, die von den Säulen starren? (Eine bauliche Modeerscheinung in der Renaissance). Eine Sammlung von szenografischen Surrealismen, die mit minimalem Budget Stimmungen und Fragen zu Leben, Geschichte und Verantwortung der gräflichen Familie stellen.